Bäuerinnen lernen bei Workshop Sprache der Kühe
Kuh – Deutsch, Deutsch – Kuh

"Geht es den Kühen gut, geht es auch den Bauern gut", sagt nicht nur Christian Manser vom Landwirtschaftlichen Zentrum Sankt Gallen in der Schweiz. So denken auch die 20 Landwirtinnen, die im November 2022 in Ponholz zusammengekommen waren, um sich Tipps beim Schweizer Kuhflüsterer zu holen.

Dorthin hatte das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf in Kooperation mit dem bundesweiten Netzwerk Fokus Tierwohl zu einem Workshop eingeladen. Das Thema: Erkennen von Kuhsignalen für mehr Tierwohl.

Kleine Veränderungen, große Wirkung

Die Kuh erzählt viel über ihr Futter, den Liegeplatz oder über die Betreuung. "Aus den Signalen, die uns die Kühe geben, sehen wir, was besonders gut läuft und wo es kritische Rückmeldungen gibt", erklärt Christian Manser. Er ist seit 13 Jahren als Kuhflüsterer im Geschäft.

"Mein Ziel ist ganz klar, dass es ab morgen diesen tausend Kühen, die hier durch die Landwirtinnen vertreten sind, noch ein bisschen besser geht."
Christian Manser, Landwirtschaftliches Zentrum St. Gallen (Schweiz)

Am Vormittag brachte er in einer Theorieeinheit den Bäuerinnen die Welt der Kuhsignale nahe. Nachmittags durften sie dann selbst ran. Bei einem Stallrundgang auf dem Ponholzer Weilhammerhof versuchten sich die Landwirtinnen im Erkennen der Kuhsignale. Manser war es wichtig, gemeinsam konkrete Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Oft brauche es nur kleine Veränderungen, die das Wohlbefinden der Kühe deutlich steigerten.

Die sechs Freiheiten der Weide

Für die Kühe müsse man die "sechs Freiheiten der Weide in den Stall bringen. Das sind:
  1. Futter in bester Qualität
  2. Ständiger Zugang zu Trinkwasser
  3. Licht
  4. Luft
  5. Ruhe
  6. Guter Liegebereich
Dann fühlen sie sich wohl, was man zum Beispiel an ihrem wachen Blick, einem gut gefüllten Pansen, glänzendem Fell, aktivem Ohrenspiel und einer unverkrampften Körperhaltung erkennen kann. Alles positive Kuhsignale.

Ein Kniefall verrät mehr

Das sogenannte Warndreieck der Kuh gehört dagegen zu den negativen Signalen. Es zeigt an, dass die Kuh – aus welchem Grund auch immer – nicht genügend Futter zu sich genommen hat. Ist das Signal erkannt, kann die Bäuerin jetzt der Ursache auf den Grund gehen. Liegt es einfach nur daran, dass die Kuh zu wenig Futter bekommen hat oder leidet sie an einer akuten Krankheit?

Auch wenn Kühe an der Liegebox zögern, sich hinzulegen, ist das ein negatives Signal. Da hilft die Kniefallprobe weiter: Ist sie für den Menschen schmerzhaft oder unangenehm, geht es der Kuh nicht anders. Ein Anzeichen dafür, dass zu wenig Einstreu vorhanden ist. Umgekehrt kann eine Kuh auch Schwierigkeiten beim Aufstehen haben, wenn das Nackenrohr zu wenig Platz lässt. Alles Probleme, die relativ leicht zu beheben sind.

Damit die Kühe glücklich sind

Die Bäuerinnen hörten Manser aufmerksam zu. Sie wollen ihren Kühen noch schneller und zielgerichteter helfen. Eine glückliche Kuh macht auch die Bäuerin glücklich, schließlich ist das Tier dann auch fruchtbarer und produziert mehr Milch. "Wir haben mit dem Angebot offensichtlich einen Nerv getroffen", freute sich Herbert Wendl vom AELF Regensburg-Schwandorf. Der Berater für Tierhaltung hatte das Tagesseminar gemeinsam mit Vanessa Schön und Katharina Burgmayr vom Netzwerk Fokus Tierwohl organisiert. Alle 20 Plätze waren ausgebucht.

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