Landwirtschaftliche Betriebe erproben Alternativen im Maisanbau
Weniger chemischer Pflanzenschutz

Um die Landwirtschaft im Freistaat noch nachhaltiger zu machen, hat die Bayerische Staatsregierung im Zuge des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" beschlossen, den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bis 2028 um 50 Prozent zu reduzieren. Das Agrarministerium unterstützt Landwirte bei der Umstellung auf alternative Pflanzenschutzverfahren wie beispielsweise die mechanische Beikraut-Regulierung durch Hacke und Striegel. Dazu wurden bayernweit auf Initiative der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Schauflächen angelegt.

Für das AELF Regensburg-Schwandorf haben sich im Amtsgebiet Schwandorf die Gutsverwaltung Wolfring und der Betrieb Simon Raab aus Fensterbach bereit erklärt, Testflächen anzulegen. Damit möchte die Landwirtschaftsverwaltung in Kooperation mit den Landwirten aufzeigen, wie chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel reduziert werden können.

Als Kulturen eignen sich Mais, Zuckerrüben oder Kartoffel. Diese gehören zu den sogenannten Hackfrüchten, in denen aufgrund des größeren Abstands der Saat- und Pflanzreihen zueinander Geräte wie Striegel oder Hacke zur mechanischen Beikraut-Regulierung gut zum Einsatz kommen können. Um die Fläche praktisch, aber dennoch aussagekräftig zu gestalten, testeten die Landwirte unterschiedliche Varianten im Mais aus.

Variante 1: Geringere Aufwandmenge von Pflanzenschutzmitteln

Der Betrieb Raab versuchte neben der praxisüblichen Herbizid-Anwendung (100 %-Variante), die Aufwandmenge an chemischen Pflanzenschutzmitteln auf 70 % zu reduzieren (70 %-Variante).

  • Beim Vergleich der beiden Flächen stellte Betriebsleiter Raab keine relevanten Unterschiede in der Erntemenge fest.
  • Bei der 70 %-Variante wirkten die Herbizide erkennbar verzögert. Raab führt das auch auf den Wassermangel in diesem Jahr zurück, der sich besonders bei der geringeren Aufwandmenge bemerkbar gemacht hat.
  • Er sieht zudem die Gefahr der Resistenzbildung, wenn die empfohlene Aufwandmenge von Pflanzenschutzmitteln konsequent reduziert wird.
Maisfeld Mitte Mai

23. Mai 2022

Maisfeld Ende Mai

30. Mai 2022

Maisfeld Anfang Juni

7. Juni 2022

Maisfeld Mitte Juni

13. Juni 2022

Maisfeld Ende Juni

20. Juni 2022

Maisfeld Anfang August

8. August 2022

Variante 2: Sensorgesteuerte Striegel- und Hacktechnik

Die Gutsverwaltung Wolfring wirtschaftet nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus und reguliert Beikräuter ausschließlich mechanisch mit moderner Striegel- und sensorgesteuerter Hacktechnik.

Eine kleine Kontrollfläche blieb gänzlich unbehandelt, damit beobachtet werden konnte, welche Beikräuter ganz ohne Behandlung auftreten und welchen Erfolg die verschiedenen Maßnahmen mit sich bringen.

  • Das Ergebnis zeigt, dass sich auch mit einer ausschließlich mechanischen Unkrautbekämpfung ein guter Maisbestand erzeugen lässt.
  • Der Einsatz und die kontinuierliche Weiterentwicklung moderner Striegel- und digitaler Hacktechnik unterstützt die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, so Ferdinand Graf zu Eltz.
  • Deshalb ist eine entsprechende Förderung für moderne Agrartechnik eine wichtige Voraussetzung, um den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2028 um 50 Prozent zu reduzieren und den ökologischen Landbau voranzubringen.
Maisfeld Mitte Mai

23. Mai 2022

Maisfeld Ende Mai

30. Mai 2022

Maisfeld Anfang Juni

7. Juni 2022

Maisfeld Mitte Juni

13. Juni 2022

Maisfeld Ende Juni

20. Juni 2022

Maisfeld Anfang August

8. August 2022

Immer mehr Landwirte verwenden immer weniger Pflanzenschutzmittel

Der Schutz von Boden, Wasser, Klima und Artenvielfalt hat für die Betriebe höchste Priorität. Bayerns Bäuerinnen und Bauern leisten schon viel: Jeder zweite Betrieb nimmt an freiwilligen Agrarumweltmaßnahmen teil. Im Rahmen der neuen Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 wird der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel ein wesentliches Element sein.
Ausgleich für Mehraufwand
Um Landwirte bei der Umstellung auf alternative Pflanzenschutzverfahren auch finanziell zu unterstützen, konnten konventionell wirtschaftende Betriebe im letzten Jahr erstmals im Rahmen von Agrarumweltmaßnahmen einen Ausgleich in Höhe von 80 Euro pro Hektar beantragen, wenn beim Anbau auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wurde. In Kombination mit einer vielfältigen Fruchtfolge erhielten die Betriebe 40 Euro pro Hektar.
Steigende Zahlen
Gleich im ersten Jahr des freiwilligen Förderangebots haben bayernweit 334 landwirtschaftliche Betriebe auf 3.510 Hektar Fläche auf den Einsatz von Herbiziden auf ihren Äckern verzichtet. Nach der Antragstellung für dieses Jahr zeichnet sich sowohl bei der Anzahl der teilnehmenden Betriebe als auch bei der bewirtschafteten Fläche nahezu eine Verdoppelung ab.

Bayerns Agrarministerium fördert den Umstieg

Das Förderprogramm ist nur ein Teil der Anstrengungen, die das Bayerische Agrarministerium unternimmt, um natürliche Ressourcen zu schützen und die Biodiversität zu stärken. Mit dem Aktionsplan "Pflanzenschutz 2028" setzt sich die Staatsregierung weitere Ziele. Neben dem Einsatz von Herbiziden, soll auch der Einsatz von z. B. Fungiziden (gegen Pilze) reduziert werden. Die Züchtung resistenter Sorten ist dazu eine wesentliche Voraussetzung. Aber auch entsprechende Diagnose- und Prognosemodelle helfen den Landwirten Pflanzenschutzmittel noch gezielter und effizienter einzusetzen, so Georg Mayer, der Leiter des AELF Regensburg-Schwandorf.
Digitale Landwirtschaft
Hochentwickelte Hackroboter, Drohnentechnologie und moderne, digital gesteuerte Präzisionstechnik auf dem Acker eröffnen ebenfalls viele neue Möglichkeiten, um Pflanzenschutzmittel einzusparen. Im Rahmen des Bayerischen Sonderprogramms zur Förderung der digitalen Landwirtschaft (= BaySL Digital) wird diese Technologie auch finanziell gefördert. Die Mittel für dieses Programm wurden deutlich aufgestockt, um die Landwirtschaft in diesem Bereich fit für die Zukunft zu machen.