Landwirte und Jäger setzen sich für mehr Artenvielfalt ein
Der Erfolg ist deutlich messbar

Bei Kaiserwetter packen viele Regensburger ihre Wanderschuhe, ihr Mountainbike oder ihr Laufschuhe ein und machen sich auf den Weg zu den Winzerer Höhen. Dahinter erstreckt sich zwischen dem Adlersberg und Lappersdorf eine malerische Hügellandschaft nach Norden hin, in der nach der sportlichen Betätigung Biergärten zum Verweilen einladen.

Aber nicht nur Städter auf Landpartie fühlen sich hier wohl. Auch Igel, Hase, Wildbiene, Fasan und Rebhuhn genießen die dort entstandene Kulturlandschaft. Denn das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf betreibt hier zusammen mit Landwirten, Jägern und Naturschützern seit acht Jahren ein Wildlebensraum-Modellgebiet. Wildlebensraumberater Balduin Schönberger vom AELF führte nun Forststudenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf durch dieses Eldorado der Artenvielfalt.

Zahlen werden wissenschaftlich erfasst

Feldhase

© M. Schäf

Rund 30 Landwirte arbeiten hier zusammen mit den Jagdpächtern der Reviere Pettendorf, Lappersdorf, Oppersdorf, Hainsacker und Rehtal Hand in Hand, um die Artenvielfalt in dem Gebiet zu steigern. Der Erfolg ist in den jährlichen Zählungen messbar. Konnten zwischen Adlersberg und Lappersdorf vor acht Jahren zu Beginn des Projekts 28 Hasen gezählt werden, sind es mittlerweile 48. Auch Rebhühner haben wieder vereinzelt ihren Weg in das Gebiet gefunden. Zuallererst habe sich aber die Umstellung bei den Fasanen bemerkbar gemacht, zieht Wildlebensraumberater Schönberger Bilanz.
Seit diesem Jahr untersucht die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auch mit sogenannten Malaisen und Nisthilfen für Wildbienen auf wissenschaftlicher Basis, wie sich die Maßnahmen auf die Artenvielfalt bei den Insekten auswirkt.

Mit Blühflächen, Hecken und Brachen

"Offene Fläche und ein bisschen Deckung", ein solches Wechselspiel der Strukturen sei für die Artenvielfalt besonders günstig, erklärt Schönberger den Forststudenten. Gerade in einem regnerischen und kalten Frühjahr wie heuer brauchen Junghase und Rebhuhn Freiflächen, um wieder trocken zu werden und sich nicht zu verkühlen. Zugleich bieten Hecken und Blühflächen Schutz vor natürlichen Feinden. Schwarzbrache, also offener Boden, bietet Rebhühnern die Möglichkeit, ihre Federn zu pflegen und Sand für die Verdauung zu bekommen.
"Im Modellgebiet haben wir vor allem mit Blühflächen und Brachen, aber auch mit Erosionsstreifen am Rand von Waldstücken gearbeitet", so Schönberger. Entstanden sind rund 80 Hektar Wildlebensräume in der Feldflur. Das Besondere: Die Maßnahmen sind zudem auf einer Länge von 18 Kilometern über Trittsteine, Graswege, Ranken und Hecken miteinander vernetzt. Die Forststudenten wurden sogleich Zeugen eines neuen Experiments. Ein Landwirt hat auf seiner Blühfläche ganz frisch eine sogenannte "Beetle Bank" angelegt.
Gruppe steht auf Feld mit einer Beetle Bank.

Beetle Bank
Ein ca. 40 Zentimeter hoher und zwei bis sechs Meter breiter Wall aus Ackerboden, der mit speziellen Grasmischungen eingesät oder der Selbstbegrünung überlassen wird. Die „Bank“ bietet Nützlingen einen Lebens- und Rückzugsraum innerhalb produktiver Ackerflächen.

Landwirte erhalten Unterstützung

"Unsere Landwirte pflegen die Kulturlandschaft gerne. Wir beraten sie dabei, wie sie das besonders effektiv tun können", sagt Schönberger. Es ergebe keinen Sinn, wertvollen Ackerboden mit einer hohen Ackerzahl in eine Blühfläche umzuwandeln. "Wir suchen uns gezielt Flächen heraus, die sich angepasst an die natürlichen Gegebenheiten wie Feldwege oder Hecken gut eignen." Für die ökologische Aufwertung der Kulturlandschaft stehen den Landwirten auch eine Fülle an Maßnahmen wie das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), Ökoregelungen und die Ermöglichung von nicht förderfähigen Maßnahmen zur Verfügung. Das in diesem Jahr neu aufgelegte KULAP wurde gezielt um Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt erweitert.
Für die ökologische Aufwertung der Kulturlandschaft stehen den Landwirten auch eine Fülle an Maßnahmen wie das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), Ökoregelungen und die Ermöglichung von nicht förderfähigen Maßnahmen zur Verfügung. Das in diesem Jahr neu aufgelegte KULAP wurde gezielt um Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt erweitert.

Wildlebensraumberatung am AELF Regensburg-Schwandorf

Bayerns erster Wildlebensraum-Wanderweg

Schild Wildlebensraumwanderweg Zoombild vorhanden

© B. Schönberger

Über das Modellgebiet informiert auch Bayerns erster Wildlebensraum-Wanderweg. An acht Stationen können sich Besucher über Wildtiere, deren Lebensräume und unsere Landwirtschaft informieren.

Wildlebensraum-Modellgebiet Lappersdorf-Pettendorf