Forstliches Gutachten für den Landkreis Regensburg
Rehwildverbiss verhindert den Mischwald

„Wir brauchen den Mischwald, wenn wir unseren Wald angesichts des Klimawandels erhalten wollen“, sagt Dr. Michael Roßkopf, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Regensburg-Schwandorf. Doch der Rehwildverbiss verhindert flächendeckend, dass Tanne, Eiche und Co eine Chance haben, emporzukommen. Übrig bleiben reine Fichten- oder Kieferbestände.

So lässt sich das Ergebnis des Forstlichen Gutachtens 2024 für den Landkreis Regensburg zusammenfassen. In 11 von 15 Hegegemeinschaften lautet die Bewertung Verbiss „zu hoch“. Nur bei 4 Hegegemeinschaften ist das Ergebnis „tragbar“. Dabei entscheidet die Bejagung im Revier über die Verjüngung der Waldbäume.

Dr. Rosskopf zeigt einen Verbissschaden

Regionalfernsehen berichtete über die Ergebnisse des Gutachtens
Dr. Michael Roßkopf stellte die Ergebnisse des Forstlichen Gutachtens für den Landkreis Regensburg in einem der wenigen vorbildlichen Jagdreviere (Bewertung: günstig) bei Duggendorf vor. TV Aktuell berichtete darüber im Format "Mein Landkreis Regensburg"

Für den Wald und die jungen Bäume heißt das: In den Altbeständen haben wir auf großen Flächen noch die Mischbaumarten. So sind die Tanne z.B. im Vorwald, die Eiche im Donautal oder die Edellaubbäume (Ahorn, Esche, Kirsche, usw.) im Jura noch zahlreich vorhanden. Auf großen Flächen im Landkreis Regensburg ist die Verbissbelastung aber so hoch, dass nur reine Fichtenverjüngungen übrigbleiben oder im Jura bei buchenreichen Altbeständen auch reine Buchenverjüngungen. Nur in Teilbereichen – unter günstigen Bedingungen – schaffen es auch Edellaubbäume oder die Tanne durchzukommen. Die Eiche wird regelmäßig so stark verbissen, dass sich allenfalls einzelne Bäume mit durchmogeln können.
Oft bleiben dann unter verlichteten Kiefern nur dichte Brombeerteppiche und Sträucher wie Faulbaum übrig. Mischbaumarten wie Tanne, Eiche und die sonstigen Baumarten (Birke, Weide, Eberesche…) bleiben auf der Strecke. Gerade diese Mischbaumarten sind aber im Hinblick auf den Klimawandel besonders wichtig. Die Schadereignisse der letzten Jahre mit den Trockenschäden nach dem Sommer 2022, der Borkenkäferbefall und die Sturm- und Schneebrüche sind auch Folgen davon.

So hat sich der Verbiss in den letzten Jahren entwickelt

Diagramm über die Entwicklung der Verbissgutachten im Landkreis Regensburg seid 1994Zoombild vorhanden

Verbiss im Landkreis Regensburg seit 1994

Betrachten wir die Entwicklung über die letzten Jahrzehnte, dann hat sich die Verbisssituation gegenüber den deutlich höheren Verbisswerten z.B. in den 1990iger Jahren etwas verbessert. In den letzten 15 Jahren allerdings ist keine wesentliche Veränderung mehr eingetreten! Der Verbiss ist auf großen Flächen so hoch, dass die Verjüngung von Mischwald ohne Schutz nicht gelingt. Tendenziell hat sich das Ergebnis für den Landkreis in der Erhebung 2024 leicht verbessert. Diese geringen Veränderungen sind aber normale Schwankungen ohne tatsächliche Veränderung. Wir stecken oft in einer Situation fest, in der die Mischbaumarten massiv an Raum verlieren.

Bejagung im Revier entscheidet über die Verjüngung der Waldbäume

Kreisdiagramm zur Verbissbelastung in den RevierenZoombild vorhanden

Verbissbelastung in den Regensburger Revieren

Im Kleinen betrachtet gibt es dabei einen Flickenteppich aus Jagdrevieren mit „zu hoher“ und einer geringeren Anzahl mit „tragbarer“ Verbissbelastung, obwohl die Bedingungen in den Revieren durchaus vergleichbar sind. So können auch Reviere mit zu hohem Verbiss in Hegegemeinschaften mit tragbarer Verbissbelastung liegen und umgekehrt. Dieser Mix zeigt, dass es durch Bejagung im Revier möglich ist, die Wildbestände auf ein Mischwaldverträgliches Niveau zu regulieren. Das heißt, zu hoher Verbiss durch zu hohe Rehwildbestände muss im eigenen Jagdrevier angepackt werden. In rund 127 Revieren war der Rehwildverbiss „zu hoch“ oder „deutlich zu hoch“. Nur bei 76 Revieren war der Verbiss „günstig“ oder „tragbar“.

Das Forstliche Gutachten als Vorbereitung für den Abschussplan

Eine Gruppe von Menschen draußen im Wald bei der Aufnahme des Verbissgutachtens
Durch das Ausbleiben harter Winter und das Fehlen von Beutegreifern bei gleichzeitig verbessertem Nahrungsangebot müssen die Wildbestände in unserer Kulturlandschaft über die Jagd reguliert werden. Eine Jagd, die für eine gemischte erfolgreiche Waldverjüngung sorgt, leistet so einen wichtigen Beitrag, dass die Wälder auch in Zukunft ihre Funktionen für die Gesellschaft erfüllen können, und unterstützt die Waldbesitzer bei der Pflege ihres Waldes. Die Regulierung der Wildbestände in unserer stark vom Menschen veränderten Kulturlandschaft ist die wesentliche Begründung, warum Jagd auch heute nach wie vor zwingend notwendig ist.
Im Frühjahr 2025 werden nun unter der Federführung der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Regensburg die neuen Dreijahresabschusspläne für Rehwild erstellt. Das „Forstliche Gutachten“ spiegelt wider, ob sich die Waldbäume erfolgreich verjüngen können. Mit diesen Informationen können die Beteiligten, das sind die Jagdgenossenschaften als Vertreter der Grundstückseigentümer und der verantwortliche Jäger passende Abschusspläne erarbeiten, die das Ziel einer zukunftsfähigen Waldverjüngung berücksichtigen.

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