Mit Wäscheklammern und Computer dem Wildverbiss auf der Spur

Förster im Wald misst mit Meterstab die Höhe eines kleinen BaumesZoombild vorhanden

Revierleiter Amode bei der Aufnahme der Waldverjüngung

Auf dieses Bild werden Sie in den nächsten Wochen bis zum Laubaustrieb immer wieder stoßen. 14 Försterinnen und Förster sind in den Wäldern unterwegs, um über 31 Tausend kleine Waldbäume zu begutachten und zu erfassen, ob diese vom Schalenwild – bei uns meist Rehwild – verbissen wurden.

Die erhobenen Zahlen sind die Grundlage für das im Herbst fällige Forstliche Gutachten zum Zustand der Waldverjüngung. Letzteres ist dann wieder ein wichtige Informationsgrundlage für den Rehwildabschussplan der Jahre 2025 bis 2028.

Bewährtes Verfahren sichert die Vergleichbarkeit

Seit 1991 wird das Aufnahmeverfahren ohne Änderungen durchgeführt. Damit lassen sich Veränderungen in der Verbissbelastung gut beschreiben. So werden anhand eines Gitternetzes stets die nächstgelegenen Verjüngungsflächen aufgenommen. Auch wie die Probebäumchen um Stichprobenpunkte entlang einer Geraden ausgewählt werden, ist genau geregelt. So liefert das Verfahren verlässliche Werte. Die örtlichen Jäger und Vertreter der Jagdgenossenschaft können die Aufnahmen begleiten und sich ein Bild von der objektiven Aufnahme machen.
Letztendlich werden an 30 bis 40 Verjüngungsflächen in einer Hegegemeinschaft (HG) – diese umfasst meist das Gebiet von 2 bis 3 Gemeinden – jeweils 75 junge Bäumchen (rd. 2000 bis 2500 Bäumchen in einer HG) nach einem vorgegebenen Verfahren aufgenommen. Bei 15 Hegegemeinschaften sind dies über 31 Tausend Bäumchen zwischen 20 cm und Verbisshöhe (1,30 m) an über 400 Punkten, die auf Verbiss hin untersucht werden. Die Wäscheklammern sind übrigens ein einfaches Hilfsmittel, dass nicht Bäume mehrfach mitgezählt werden.

Das Forstliche Gutachten als Vorbereitung für den Abschussplan

Nach der Auswertung ergeben sich dann für die Hegegemeinschaften solide Daten, die aufzeigen wie hoch die Verbissbelastung im Durchschnitt ist und ob der Verbiss zu- oder abgenommen hat. Diese Daten sind dann die zentrale Grundlage für das Forstliche Gutachten, die die Forstbehörden im Herbst zu fertigen haben.
Knospen eines Edellaubbaums mit VerbissspurenZoombild vorhanden

Ein verbissener Edellaubbaum

Im Frühjahr 2025 werden unter der Federführung der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt Regensburg die neuen Dreijahresabschusspläne für Rehwild erstellt. Das Forstliches Gutachten spiegelt wider, ob sich die Waldbäume erfolgreich verjüngen können. Mit diesen Informationen können die Beteiligten, das sind die Jagdgenossenschaften als Vertreter der Grundstückseigentümer und der verantwortliche Jäger passende Abschusspläne erarbeiten, die das Ziel einer zukunftsfähigen Waldverjüngung berücksichtigen. Im Übrigen wiesen bei dem Forstlichen Gutachten aus dem Jahr 2021 11 von 15 Hegegemeinschaften eine zu hohe Verbissbelastung auf. Die Frage „wächst die Waldverjüngung?“ ist daher für den Wald und die Waldbesitzenden im Landkreis Regensburg von großer Bedeutung.

Angepasste Rehwildbestände als Basis für stabile Mischwälder

Klimastabile Mischbestände können nur erfolgreich aufwachsen, wenn die vorkommenden Baumarten nicht übermäßig vom Schalenwild verbissen werden. Wiederkäuendes Schalenwild – im Landkreis Regensburg nur Rehwild – gehört zum Wald und junge Waldbäume sind ein wesentlicher Teil der natürlichen Nahrung. Bei zu hohem Wildbestand aber werden die jungen Bäume so stark verbissen, dass sie nicht erfolgreich aufwachsen, oder in der Konkurrenz zu weniger stark verbissenen Baumarten zurückfallen. Dann drohen z. B. fichtenreiche Folgebestände, denen der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten sehr zu schaffen machen wird, oder gar Bestandslücken.
Rehe am WaldrandZoombild vorhanden

Rehe am Waldrand

In solchen Situationen müssen dann die meist privaten Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen teure Schutzmaßnahmen ergreifen oder – bei Ausbleiben der Naturverjüngung – junge Bäume pflanzen, um einen Nachfolgebestand heranzuziehen, der viele Funktionen gleichzeitig erfüllen kann. Daher leistet eine Jagd, die für eine gemischte erfolgreiche Waldverjüngung sorgt, einen wichtigen Beitrag, dass die Wälder auch in Zukunft ihre Funktionen für die Gesellschaft erfüllen können und unterstützt die Waldbesitzer bei der Pflege ihres Waldes. Die Regulierung der Wildbestände in unserer stark vom Menschen veränderten Kulturlandschaft ist die wesentliche Begründung, warum Jagd auch heute nach wie vor zwingend notwendig ist.

Der Wald und seine Bedeutung für die Region Regensburg
Die rd. 48.500 ha Wald haben im Landkreis Regensburg eine große Bedeutung. Sie dienen dem Schutz von Boden und Wasser, sind der Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen, werden von den Bürgern gerne zur Erholung besucht und liefern nicht zuletzt den nachwachsenden Rohstoff Holz. Dabei binden sie jedes Jahr über 200 Tsd. t CO2 und wirken so dem Klimawandel entgegen. Außerdem erbringen sie für die rd. 7000 Waldbesitzenden Erträge, mit denen sie ihre Wälder weiter erhalten und pflegen können. Damit die Wälder ihre vielfältigen Aufgaben auch künftig erfüllen können braucht es artenreiche Mischbestände aus Bäumen, die zum Standort passen und auch mit den Klimaveränderungen der nächsten Jahrzehnte zu Recht kommen.