Neue Methode der Fütterungsbeobachtung
Pansen sticht

Dr. Andreas Striezel hält "Burgerpatty" in der Hand.Zoombild vorhanden

Dr. Andreas Striezel

Obsalim – es klingt wie eine Zauberformel und steht für "Observations alimentaires". Zu Deutsch: Fütterungsbeobachtung. Doch die Landwirte, die in Schwarzach bei Nabburg auf Einladung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf und des Netzwerks "Fokus Tierwohl" zusammengekommen waren, versprechen sich von dieser Beobachtungsmethode tatsächlich ein bisschen Zauber.

Bisher sind aufwändige und kostspielige Laboranalysen das Mittel der Wahl, wenn sie ihre Tiere bedarfsgerecht füttern möchten. Mit der neuen Methode sollen die Landwirte ihre Herde genauer beobachten und besser erkennen können, wo "der Schuh drückt". Dr. Andreas Striezel, Tierarzt und Lehrbeauftragter an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, stellte ihnen die Methode vor. Das wichtigste Hilfsmittel dabei: Spielkarten.

Spielkarten im Kuhstall

Nachdem Striezel am Vormittag den Landwirten eine theoretische Einführung in Obsalim gegeben hatte, ließ er sie im Stall erst einmal eigene Erfahrungen machen. Die Tierhalter wurden in Gruppen eingeteilt und erhielten pro Gruppe ein Kartendeck.
Spielkarten

"Obsalim ist so etwas wie ein Kartenspiel, ein Quartett für Landwirte."
Herbert Wendl vom AELF Regensburg-Schwandorf

Nur sind es insgesamt 60 statt 32 Karten. Jede beschreibt ein bestimmtes Symptom. Die Kursteilnehmer haben nun die Aufgabe, die Kühe zu beobachten und bei Symptomen die entsprechende Karte herauszusuchen. Zu beachten gibt es nur eins: mindestens zwei Drittel der Tiere müssen die Symptome aufweisen, damit sie gewertet werden können. Bei Obsalim geht es nämlich ausschließlich darum, die Fütterung der gesamten Herde zu steuern. Auf jeder Karte steht unten eine Zahlenreihe mit Plus und Minus. Statt Hubraum, Höchstgeschwindigkeit und Gewicht stehen sie für Energie, Eiweiß, Fasern des Futters sowie die Pansenstabilität.
Obsalim

"Am Ende geht es darum, den Pansen zu stabilisieren."
Dr. Andreas Striezel, Tierarzt und Lehrbeauftragter an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Entscheidend ist, was hinten rauskommt

Währenddessen geht Striezel unter die Kühe. Mit dabei hat er sein Geschirr: einen Löffel, ein feines Sieb und das, was sie in Schwaben liebevoll Spätzlipresse nennen. Die Schwandorfer Landwirte erinnerte es hingegen eher an eine Presse für Burgerpatties. Das Produkt, das dabei herauskommt, ist allerdings wenig appetitlich. Es besteht aus Kotproben, die Andreas Striezel insgesamt zwölf Kuhfladen entnommen hat. Mithilfe des Siebes wusch er diese aus, sodass nur noch die festen Bestandteile übrigbleiben. Die kommen in die Presse und werden zu einem „Patty“ zusammengedrückt. Striezel begutachtet das Ergebnis gemeinsam mit den Landwirten: Der Presskuchen ist etwa 24 Millimeter dick. Das zeige, dass die Kühe das meiste Futter gut verdauen. Allerdings finden sich noch etliche Maiskörner in der Probe. Ein Hinweis, dass die Kühe noch nicht alles aus dem Futter herausholen, was möglich wäre. Auch dazu gibt es eine eigene Karte.

Üben, üben, üben

Gemeinsam mit den Kursteilnehmern wertete Striezel die Symptome aus. Dass das einige Übung erfordert, wird schnell klar. "Es ist einfach schwierig zu unterscheiden, was ist ein Einzelsymptom und was betrifft die ganze Herde", erklärt Wendl vom AELF, der selbst zum ersten Mal an einem Obsalim-Kurs teilgenommen hat. Er möchte dieses Thema mit den Landwirten in weiteren Veranstaltungen vertiefen. Denn, so Wendl, "mit ein bisschen Übung braucht ein Beobachter für das ganze Verfahren nur eine Viertelstunde".

Was ist Obsalim?

  • Französisch für „Observations alimentaires“; Methode der Fütterungsbeobachtung
  • Diagnose anhand unauffälliger Körpermerkmale der Kühe mithilfe von „Spielkarten“
  • Voraussetzungen:
    • Zwei Drittel der Tiere müssen Symptome zeigen.
    • Symptome von mindestens drei anatomischen Stellen müssen ausgewertet werden (z.B. Haut, Haar, Nase, Kot).
  • Auswertung:
    • Jede Karte steht für ein Symptom.
    • Jedes Symptom hat bestimmte Zahlenwerte, die bei der Analyse addiert werden.
    • Das Ergebnis zeigt auf, welche Stellschraube bei der Fütterung für eine optimale Nährstoffversuchung der Kuh gedreht.