Familie Albang baut Lauftstall aus eigenem Holz
Fast 100 Prozent Oberpfalz

"Es ist ein schönes Gefühl, wenn du weißt, dass es dein Holz ist", sagt Julia Albang aus Lind (bei Oberviechtach). Ihr Mann Johann und sie führen dort gemeinsam einen zukünftigen Öko-Milchviehbetrieb. Vergangene Woche sind die Kühe der beiden in den neuen Stall eingezogen, der ganz aus dem Holz des eigenen Waldes gefertigt ist. Tierhaltungsberater Herbert Wendl und Forstdirektor Alwin Kleber vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf besuchten sie auf ihrem Hof.

"Gerade in der Landwirtschaft, wo du immer mit der Natur arbeitest, liegt es nahe, dass du auch beim Bauen – so weit wie möglich – natürliche Stoffe verwendest", lobte Wendl den Bau.

Das Modell entdeckten sie in einem Youtube-Video

Die ansehnliche Holzkonstruktion des Stalles schmiegt sich mit seiner flachen Anlage und dem bepflanzten Gründach in die strukturreiche Kulturlandschaft des Vorderen Oberpfälzer Waldes. Am Horizont können dort die derzeit 52 Milchkühe den Wald sehen, aus dem das Holz, rund 300 Festmeter, stammt, das nun ihr neues Zuhause bildet. Sie haben den Stall gut angenommen. Das ist das Wichtigste für die Albangs: "Wir wollen ja in erster Linie, dass es der Kuh gut geht." Sie hatten lange überlegt, wie sie ihren Stall bauen sollten, bis Johann Albang auf Youtube einen Film über ein besonderes Modell entdeckt hat. Ihm war gleich klar: "Der gefällt mir." Er war nach dem so genannten System Grub errichtet worden.

Das System Grub
Dieses Modulbausystem hat die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt. Es soll Landwirten durch Eigenleistungen ermöglichen, beim Stallbau Kosten zwischen 25 und 40 Prozent einzusparen.

Einfach bauen mit eigenen Ressourcen

Der Zimmerer und die Baufirma für den Unterbau und Fuhrunternehmer kamen aus der Gegend, das Holz ließen sie im Sägewerk in Dieterskirchen zurechtschneiden, der Elektriker war Julia Albangs Vater. Kein beteiligtes Unternehmen kam von weiter als 100 Kilometer. Regionaler hätten sie dabei kaum bauen können. Das ist auch dem Stallbausystem zu verdanken, das auf hohe Dachkonstruktionen verzichtet und durch die schmalen Baukörper, große Wand- und Dachöffnungen für ein optimales Stallklima sorgt. Das macht es möglich, auf komplexe Konstruktionssysteme, die das Know-How der großen Stallbaufirmen benötigt, zu verzichten.
Die Dachbegrünung sieht nicht nur schön aus, sondern schützt die Kühe im Sommer vor übermäßiger Hitze. Durch das eigene Holz konnten sich die Albangs zudem bei den 300 Festmetern rund 30 000 Euro sparen. Sie verwerteten dabei den ganzen Baum. Das Holz, das nicht für die robusten Balkenkonstruktionen reichte (auf 14 Meter mussten die Bäume zum Teil 50 Zentimeter dick sein), wurde in Form von Brettern ebenso im Stall verbaut.

Holzbau macht heimische Wälder klimastabil

"Holz als Baustoff ist aktiver Klimaschutz", sagt Forstdirektor Alwin Kleber, denn das Holz hat während seines Lebens Kohlenstoff (rund eine Tonne CO2 pro 1 m³ Holz) gebunden, der noch länger gespeichert wird, wenn es verbaut wird. Deshalb könne er nur empfehlen, mit Holz zu bauen, egal ob bei einem Stall oder einem Wohnhaus. Waldbesitzer können sich dabei an den zuständigen Revierförster wenden, wenn sie eigenes Holz verwenden und wissen wollen, ob ihr Wald das nötige Bauholz hergibt. Hinzu komme, dass bei Holz im Gegensatz zu anderen Baustoffen kaum Energie benötigt werde, um die Bausubstanz herzustellen und die Nutzung auch den Umbau zu klimastabilen Mischwäldern zu unterstützen.
Alwin Kleber

"Fichte und Kiefer werden vorerst unsere Hauptwirtschaftsbaumarten bleiben. Sie sollen es aber im Mischbestand sein, wo wesentlich bessere Umstände als im Reinbestand herrschen. Im Landkreis Schwandorf haben wir es bereits innerhalb einer Baumgeneration – also 50 Jahre – geschafft, den Laubholzanteil von sechs auf 18 Prozent zu verdreifachen."
Forstdirektor Alwin Kleber

Gute Architektur ist positives Aushängeschild für den Betrieb

Tierhaltungsberater Herbert Wendl, der sie bei diesem Schritt begleitet hat, freut sich über diese Entscheidung. Bei einem Biobetrieb wie dem der Albangs sei es schön und sympathisch, wenn das äußere Erscheinungsbild des Betriebs die Bewirtschaftung ausdrücke und widerspiegle. Gutes Bauen zeichne sich auf jedem Betrieb dadurch aus, dass man regionale Bautraditionen beachte, nachhaltige, natürliche und im besten Fall regionale Baustoffe verwendet und die Lage des Baukörpers in der Landschaft berücksichtige. "So kann man das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden", sagt Wendl.