AELF bot Führung durch Landessortenversuch Hartenhof an
Versuch macht klug

"Versuch macht klug" steht auf den Beach-Flags, die die Standorte der Landessortenversuche markierten. An jedem dieser Standorte hat das Sachgebiet Landnutzung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf Führungen angeboten.

Sachgebietsleiterin Theresia Addokwei informierte, wie sich die einzelnen Raps- (Winterraps) und Getreidesorten (Winter- und Sommerweizen, Winter- und Sommergerste, Wintertriticale und Winterroggen) bei der diesjährigen Witterung entwickelt haben. Auch die Auswirkungen des Klimawandels waren Thema.

Was sind Landessortenversuche?
Landessortenversuche sind amtliche Pflanzenbauversuche, bei denen die bayerische Landwirtschaftsverwaltung an verschiedenen Standorten in Bayern Sorten prüft. Neben einem Kernsortiment, das an allen Standorten untersucht wird, gibt es die sogenannten Anhänge, in die auf die Besonderheiten in den jeweiligen Anbauregionen eingegangen wird. Die Ergebnisse werden bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zusammengeführt und ausgewertet. Sie dienen als Beratungsgrundlage für die Landwirte.

Niederschläge: Nur unwesentlich mehr als im Trockenjahr 2022

Der Klimawandel macht sich bei den Landessortenversuchen bemerkbar. Theresia Addokwei vom AELF erklärt, dass die Wetterstationen an den Versuchsstandorten einen stetigen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur verzeichnen. "Die Winter werden milder und die Sommer heißer." Außerdem gibt es weniger Niederschläge, während Starkregenereignisse zunehmen. Nach dem Trockenjahr 2022 gibt auch dieses Jahr keinen Anlass, aufzuatmen, weiß Addokwei: "Wir haben nur unwesentlich mehr Niederschlag als im Vorjahr zu verzeichnen. Nur der März lag über dem Durchschnitt."
Pflanzenschutzführung in KöferingZoombild vorhanden

Thomas Mayer (l.) vom AELF informierte in Köfering über mögliche Fungizidstrategien.

An den Landessortenversuchen lässt sich ablesen, wie die Sorten mit diesen Herausforderungen zurechtkommen. Hier wird es für die Besucher der Führung besonders interessant, denn Landwirte und Züchter achten neben dem Ertrag immer mehr auf die Widerstandsfähigkeit der Sorten. „Die Tendenz geht deutlich in Richtung Gesundheit“, beobachtet Addokwei. Denn hinter Namen wie Gelbrost, Septoria, oder Fusarium verstecken sich Krankheiten, die den Ertrag deutlich reduzieren können. Weist die Pflanze gute Resistenzen auf, macht dies erheblich weniger Pflanzenschutzmaßnahmen nötig.

Breite Datenbasis zeigt Stärken und Schwächen

Auf dem Versuchsgelände in Hartenhof sind zum Beispiel auf einer Fläche von 0,45 ha insgesamt 444 Parzellen nach streng wissenschaftlichen Maßstäben angelegt, so dass die Ergebnisse statistisch ausgewertet werden können. Neben Hartenhof gibt es in der Oberpfalz noch 14 weitere Versuchsstandorte. "Anhand bayernweiter Ergebnisse sprechen wir Empfehlungen für die Anbaugebiete aus, das heißt wir benennen Sorten, die für unsere Region zukunftsträchtig sind", erklärt Theresia Addokwei vom AELF.
Bevor eine Getreidesorte zum ersten Mal in die Empfehlungen aufgenommen werden kann, wird sie in den Versuchen drei Jahre lang beobachtet. Zuvor musste sie bereits den Prozess der Sortenanerkennung durchlaufen haben, der etwa sechs Jahre dauert. "Der Landwirt kann dann sagen: Die probiere ich mal aus, ob sie für mich passt", so Addokwei. Von amtlicher Seite ermittelt, liegt der besondere Wert der Erkenntnisse darin, dass sie unabhängig von wirtschaftlichen Interessen gewonnen wurden.
Landessortenversuch Hartenhof 2023

Landwirte, die es nicht zu den Versuchsführungen geschafft haben, konnten sich in Hartenhof (hier im Bild), Almesbach und Köfering mit einem QR-Code den jeweiligen Versuchsfeldführer als PDF-Datei herunterladen.
Dieses Angebot wird es auch im nächsten Jahr wieder geben.

Landwirte erhalten die Ergebnisse zeitnah

Zusammen mit Daten aus den anderen Bezirken Bayerns und sogar aus anderen Bundesländern ergibt sich so eine breite Datenbasis über die Stärken und Schwächen einer Sorte. Das hilft den Landwirten und dient der Ernährungssicherheit: "Kann eine Sorte über mehrere Jahre und an vielen Standorten ein gutes Ergebnis erzielen, ist mit einer solchen umweltstabilen Sorte das Risiko für einen Ausfall geringer."
Wie die Sorten mit den Bedingungen in diesem Jahr zurechtgekommen sind, wird bei der Ernte ermittelt. Die Auswertung bekommen die Landwirte zeitnah über das Beratungsfax, die Rundschreiben des Erzeugerrings und spätestens dann im Winter, wenn die neue Oberpfälzer Ausgabe des Versuchshefts 'Integrierter Pflanzenbau' erscheint. Sie wird vom AELF und dem Erzeugerring gemeinsam herausgegeben und fasst die Erkenntnisse des Jahres zusammen.