AELF informiert über Handlungsmöglichkeiten
Rote Flecken im Kiefernwald

Schon von weitem sind an mehreren Stellen im Regental bei Regenstauf vermehrt rote Kiefernkronen zu erkennen. Nach der Trockenheit im Sommer sind nun erstmals Schäden an der Kiefer zu verzeichnen. Die Schadflächen sind größer als mehrere Fußballfelder.

Zwar kann Kiefernholz aktuell gut vermarktet werden und die Waldbesitzervereinigungen und die Forstverwaltung können die Waldbesitzer beim Wiederanpflanzen unterstützen. Wie die Waldbesitzer auf diese Herausforderung am besten reagieren, erfuhren sie bei einem Beratungstermin der Forstverwaltung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regensburg-Schwandorf. Es wurde deutlich: Der einzelne Waldbesitzer steht vor einer großen Aufgabe. Er ist auf die Unterstützung der Jäger angewiesen, denn ohne eine entsprechende Bejagung hat die Naturverjüngung kaum eine Chance.

Rote Wälder in der Abendsonne

Etliche Bäume haben vertrocknete rote Nadeln. Zum Teil fällt die Rinde in der oberen Stammhälfte bereits ab. Schon von weitem schimmern entlang des Regentals nördlich von Regenstauf mehrere Kiefernwälder in der Abendsonne rot. Diese Kiefern sind bereits tot oder werden zeitnah absterben. „Die flächigen Schäden konzentrieren sich auf nach Süden und Westen ausgerichtete Hänge mit geringer Bodenauflage über Granit“, erklärte Revierförsterin Andrea Steinbach beim Ortstermin südlich von Ramspau.
Nach ersten Schätzungen der Reviere der Bayerischen Forstverwaltung seien im Landkreis Regensburg über 50 ha Wald stärker betroffen. „Die Flächen liegen in den tiefer gelegenen, wärmeren Regionen. Ansonsten finden sich hie und da einzelne rote Kiefern“, so die Revierförsterin.

Der Klimawandel hat die Wälder in unserem Gebiet erreicht

„Die Ursache der Schäden ist die lange Trockenheit“, sagt Dr. Michael Roßkopf, Bereichsleiter Forst am AELF Regensburg-Schwandorf. Er belegt das mit Zahlen: In der Region war es laut Messungen der Agrarmeteorologischen Messstation Irrenlohe bei Schwandorf von Juni bis August 3,1 K (entspricht °C) zu warm. Die Sonne schien 150 Stunden mehr als im langjährigen Mittel der Jahre 1961-1990 und es fehlten rund 150 mm Niederschlag. Das ist knapp ¼ des Jahresniederschlages oder über 60 % des Sommerniederschlags.
Bereichsleiter Dr. Michael Roßkopf

„Diese langanhaltende Trockenheit hat auf den flachgründigen Granitstandorten dazu geführt, dass auch die anspruchslose Kiefer nicht mehr genug Wasser hatte.“

Dr. Michael Roßkopf, Bereichsleiter Forsten am AELF

Die flächigen Schäden waren heuer auf diese typischen „Wassermangel-Standorte“ begrenzt.

Folgeschädlinge können das Absterben ausweiten

Mann hält Rinde in der Hand und zeigt auf Käferlarve.Zoombild vorhanden

Larve des Blauen Kiefernprachtkäfers

Neben der Trockenheit treten auch Insektenschäden vermehrt auf, da sich die Bäume im Trockenstress kaum gegen die Insekten wehren können. Eine markante Art ist der „Blaue Kiefernprachtkäfer“. Dieser hat immer wieder einen Teil der gestressten Bäume besiedelt.

Ohne weiteres Zutun würden sich die Junglarven bis zum fertigen Käfer weiterentwickeln und dann im nächsten oder übernächsten Sommer neue Bäume befallen. Forstdirektor Roßkopf und Revierförsterin Andrea Steinbach empfehlen daher, die befallenen Bäume zeitnah zu ernten und aus dem Wald zu bringen.

Der Weg zu klimastabilen Wäldern

Die stark geschädigten Bäume können zeitnah eingeschlagen und gut vermarktet werden. Die Waldbesitzervereinigung als Selbsthilfe-Organisation im Verbund mit zumeist örtlichen Unternehmern kann dabei die Waldbesitzer unterstützen. Bei der Wiederbestockung kommen Baumarten mit hoher Trockentoleranz in Frage. Unter den heimischen Baumarten ist das vor allem die Stieleiche.
Die Revierförster der Bayerischen Forstverwaltung beraten die betroffenen Waldbesitzer kostenlos und unverbindlich.

Örtliche Zuständigkeiten der Forstreviere

Außerdem können die Waldbesitzer für die Wiederaufforstung mit klimastabilen Bäumen eine staatliche Förderung erhalten. Damit soll erreicht werden, dass auch in Zukunft die Leistungen des Waldes für die Bürger im Landkreis zur Verfügung stehen.

Ein Ausblick

Was bleibt in den betroffenen Beständen über? Sind Vorhersagen über den weiteren Verlauf möglich? Das hängt sicher vom Niederschlag in den nächsten Jahren ab. Wie es weitergeht, wollen die Förster daher auch wissenschaftlich untersuchen, so Dr. Michael Roßkopf: „Wir haben bereits die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft eingeschaltet, um sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.“
Heuer waren erstmals Flächen „größer als ein Fußballplatz“ betroffen. Bei fortschreitendem Klimawandel ist mittelfristig damit zu rechnen, dass sich die Schäden in den Wäldern ausweiten und dann auch auf – in normalen Jahren – besser mit Wasser versorgte Standorte übergreifen. Das spricht dafür in den nächsten Jahren auch heute noch stabil erscheinende Altbestände schrittweise zu verjüngen und mit klimastabilen Baumarten anzureichern.

Bedeutung der Naturverjüngung

In vielen Fällen findet sich bereits jetzt auf dem Waldboden eine zahlreiche Verjüngung aus Eiche. Derzeit verhindert oft zu hoher Schalenwildverbiss, dass die meist nur kniehohen Bäumchen weiterwachsen können. Bei reduzierter Verbissbelastung wird auch die Natur dazu helfen, die Flächen wieder zu bestocken. Hier sind der Wald und die Waldbesitzer auf die Unterstützung der Jagdausübenden dringend angewiesen.